Der Januar ist reich an Begebenheiten, die Weichenstellungen in der Europäischen Geschichte waren, Weichenstellungen, die teilweise auch heute noch unsere Gesellschaft beeinflussen. Manches ist da bei so geläufig, dass wir nicht einmal darüber nachdenken, anderes ist vielleicht weniger bewusst, aber trotzdem wichtig genug, sich daran zu erinnern.

Das Jahr 1066 ist ein entscheidendes Jahr in der englischen Geschichte, jeder weiß um die Schlacht zwischen Harald II und Wilhelm dem Eroberer auf den Feldern von Hastings. Harald II., der in der Schlacht getötet wurde, war zu dem Zeitpunkt erst wenige Monate im Amt, er wurde im Januar 1066 zum letzten angelsächsischen König gekrönt.

Sechs Jahre später, im Jahr 1072, beeinflusst ein Ereignis am anderen Ende Europas, nämlich in Palermo, die Geschichte Europas für die nächsten Jahrhunderte: Der normannische Herzog von Apulien, Robert Guiskard, erobert die zweitgrößte Stadt Europas, nämlich Palermo. Damit beginnt eine Phase des interkulturellen Austausches zwischen Islam, Judentum und Christentum, die mit der Eroberung Siziliens durch das Hause Anjou/Aragon im Jahr 1265 endet. Diese knapp 200 Jahre bescheren Palermo, Sizilien und damit auch Europa Bauwerke unglaublicher Schönheit, deren Kraft bis heute ungebrochen sind. Dazu gehören mit Sicherheit das Kloster von Monreale und der Normannische Palast in Palermo. Die zentrale Erfahrung dieser Zeit ist, dass im Austausch und in der Zusammenarbeit von Kulturen, Kreativität und Erfindungsreichtum wachsen, die unglaubliche Ergebnisse hervorbringt.

Im Januar 1077, also nur fünf Jahre später, erreicht der Investiturstreit zwischen Kirche und deutschem König Heinrich IV seinen ersten Höhepunkt: Der sprichwörtlich gewordene Gang von Canossa von Heinrich IV. ist der Bittgang des deutschen Königs zum Papst, der sich in der norditalienischen Festung Canossa verschanzt hatte, um von diesem eine Aufhebung des päpstlichen Bannes zu erbitten.

Auch im Januar 1486 verändert sich Europas Geschichte grundlegend: der sog. Rosenkrieg endet endgültig mit der Heirat des englischen Königs Heinrich VII aus dem Hause Tudor und Elizabeth von York aus dem Hause Lancaster.

Aber das entscheidenste Ereignis im Januar ist die Kapitulation Granadas am 2. Januar 1492. Damit endet die Geschichte der arabischen Kalifate in Europa, die Reconquista und damit endgültig auch das europäische Mittelalter. Danach folgt die sog. Frühe Neuzeit, eine Epoche, in der sich Modernisierungen zunächst nur sehr langsam und schwerfällig durchsetzen.